Press Archive
Nürnberger Nachrichten, 1985, MICHAEL BECKER
Painted satire
The work of the young painter Renate Höllerer from Fürth - irritation
FÜRTH – „But is it art? That’s a horror chamber!” Perplexity, horror, but also often revulsion, characterise the comments of visitors in Fürth’s „Galerie am Theater” when Renate Höllerer shows her pictures here. But such remarks shake the gallery owner and painter very little, who presents her latest work in her small gallery in Fürth with predominant regularity once every year. The 30-year old artist born and bread in Auerbach, Oberpfalz sees herself as a satirist. „I’m aware that I’ll sell nothing”, she remarks without sentimentality. And the taste of the public certainly can’t dictate the style of her work. An eccentric (artist) personality.
Renate Höllerer’s artistic roots actually lie in the graphic area. In 1977 she achieved the status „graduate designer” at the Fachhochschule für Gestaltung in Nuremberg. Shethen studied „Free Graphics” at the Academyof Fine Arts in Nuremberg. Here she met with Professor Clemens Fischer a promoter who repeatedly encouraged her to take up satirical picture topics. Renate Höllerer has remained faithful to her theme, only the means of expression have changed.
After completing her training at the Academy the technical equipment for printing graphics was not available anymore. So the young artist took up the brush to accomplish her biting sarcastic observation of people. She soon mastered the initial difficulties to characterise her dramatically drawn, cartoon-like figures also in colour. The latest pictures by Renate Höllerer, seen recently at the „Galerie am Theater” in Fürth are the proof.
A woman in flashing toxic green armoured all over with labs of fat. An equally fat butcher with a cleaver is standing in a tiled room and in another picture a plump, applauding crowd can bee seen. By showing our fellow human beings, these so exaggerated greedy, dull, noisy contemporaries, Renate Höllerer is putting us all in front of a mirror in which we indeed do not like to look into but where we can often see ourselves.
In fact, it’s a horror chamber that Renate Höllerer shows us with her now also formally sophisticated pictures. Anyway, these works are anything but comfortable, they rather hurt and irritate.
However awkward and unruly, the artist appears in her pictures, she is as a private person so calm and friendly. One almost wouldn’t want to believe that this young woman, mother of two young children by the way, is capable of such attacks with a brush. But another possibility could be that Renate Höllerer as a painter can’t do anything else but to defend herself so vigorously with the brush against an increasingly expectant, malicious and destructive environment. Though, it is not the pictures by Renate Höllerer that are violating, but the people represented in them. Ultimately, the viewer must decide himself.
Nürnberger Nachrichten, 1985, MICHAEL BECKER
Satire in Bildern
Die Arbeiten der jungen Fürther Malerin Renate Höllerer – Irritationen
FÜRTH – „Was, Kunst soll das sein! Das ist ja eine Gruselkammer!“ Ratlosigkeit, Entsetzen, aber auch Abscheu prägen nicht selten die Kommentare der Besucher in der Fürther „Galerie am Theater“, wenn Renate Höllerer hier ihre Bilder zeigt. Doch die Galeristin und Malerin, die in ihrer kleinen Fürther Galerie mit schöner Regelmäßigkeit, nämlich jedes Jahr einmal, ihre neuesten Arbeiten präsentiert, erschüttern solche Bemerkungen wenig. Die 30jährige, aus Auerbach in der Oberpfalz stammende Künstlerin versteht sich als Satirikerin. „Ich bin mir bewußt, daß ich davon nichts verkaufe“, bemerkt sie nebenbei ohne Larmoyanz. Und schon gar nicht läßt Sie sich den Stil ihrer Arbeiten vom Publikumsgeschmack diktieren. Eine eigenwillige (Künstler-) Persönlichkeit.
Eigentlich liegen Renate Höllerers künstlerische Wurzeln im graphischen Bereich. 1977 machte sie ihr „Designer Diplom“ an der Fachhochschule für Gestaltung in Nürnberg. Danach studierte sie „Freie Graphik“ an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Hier fand sie mit Professor Clemens Fischer einen Förderer der sie immer wieder dazu ermunterte satirische Bildthemen aufzugreifen. Den Inhalten ist Renate Höllerer bis heute treu geblieben, geändert haben sich die Ausdrucksmittel.
Nach dem Abschluss der Akademieausbildung standen ihr nicht mehr die technischen Mittel für die Druckgrafik zur Verfügung. Also griff die junge Künstlerin zum Pinsel, um ihre sarkastisch-bissigen Beobachtungen von Menschen zu fixieren. Die anfänglichen Schwierigkeiten, ihre drastisch gezeichneten, oft karikaturhaften Figuren auch farblich zu charakterisieren, bewältigte sie bald. Neueste Bilder von Renate Höllerer, die vor kurzem in der Fürther „Galerie am Theater“ zu sehen waren, belegen dies.
Giftig grün leuchtet da ein mit Speckwülsten gepanzertes Weib. Ein nicht minder beleibter Schlachter steht mit einem Hackebeil in einem gekachelten Raum. Und auf einem anderen Bild ist eine feiste, applaudierende Menschenmenge zu sehen. Indem Renate Höllerer ihre und unsere Mitmenschen, diese gefräßigen, dumpfen, lärmenden Zeitgenossen, so überspitzt darstellt, hält sie uns allen einen Spiegel vor, in den wir zwar nicht gerne sehen wollen, in dem wir uns aber häufig wieder entdecken können.
Tatsächlich, es ist eine Gruselkammer, in die uns Renate Höllerer mit ihren in der letzten Zeit, auch formal ausgereiften Bildern führt. Jedenfalls sind diese Arbeiten alles andere als behaglich, sie sorgen für Irritationen und Verletzungen.
So unbequem und widerborstig die Malerin in ihren Bildern erscheint, so ruhig und sympathisch zurückhaltend ist sie hingegen privat. Fast möchte man es nicht glauben, daß diese junge Frau, übrigens Mutter von zwei kleinen Kindern, mit dem Pinsel zu solchen Attacken fähig ist. Möglich aber auch, daß Renate Höllerer als Malerin gar nicht anders kann, als sich so vehement mit dem Pinsel gegen eine immer boshafter werdende, zerstörerische Umwelt zu wehren. So gesehen aber sind es nicht die Bilder der Renate Höllerer, die verletzen, sondern die Menschen die in ihnen dargestellt werden. Die Entscheidung muß der Betrachter letztendlich selbst treffen.