Press Archive
Fürther Nachrichten, 1984, VOLKER DITTMAR
Omen with Wit
Galerie am Theater shows in October new oil paintings with caricaturing bite
The longer Renate Höllerer plows her field, the more maturer the products. What strikes, is the determination and constancy with which the Fürth-based painter has been on her way for years now, to gain the greatest possible precision and conciseness of the statement in the field of caricature-drawing. Eloquent examples provides the current October exhibition in her owned Gallery space in the Galerie am Theater.
In many ways is this small exhibition remarkable. Who has seen Renate Höllerer’s work in one of her previous exhibitions is now experiencing a mature artist. With the recent step to paint in oil, a whole new world in expression has opened up for the artist. Although, social criticality is still the aim, the effect of the paintings is much more violent.
The ballast weight is gone, which she dragged along with etching and drawing. Freed of accessoriness the form comes out as supporting element. But at the subsurface further doubts about the beneficent influence of civilization are floating about. Renate Höllerer has made out the obese bourgeois as a warning sign in our prosperity society. Morbid obesity as an aesthetic standard.
Illustrative moments that have been in the past quite striking in the foreground, disappeared from her latest work from last year. Thereby they have not lost their bite, rather are even more skin deep through their sublime statement. Renate Höllerer’s Horror-Picture-Show, at the same time are almost always made with subtle pastel shades. Only in some punk-impressions, she picks from the full of her colour palette.
These new works want to be taken seriously, but not without a good dose of humour. Perhaps in the secretly joy about the absurd deviousness of these paintings lays the key, to understand them. Seen from this perspective the pictures are especially communicative. They not only tell in distilled form a very personal view of mankind, but also document a developed sense of form.
Harmony in the design element is a stimulating contrast against the shrill warning statement. Renate Höllerer captures the decadence of the prosperity society with the edge of a cartoonist and the passion of an impressionist.
Thereby it hardly can be seen that it was sometimes tough to get a satisfactory result. Renate Höllerer in particular wrestled hard to get the right colour combination. While the space only marginally is of interest, sometimes the artist works out brilliant light effects. These oil paintings show the path to the future. A pity is that only in the last year of her time at the Academy Renate Höllerer started to paint with oil. In complementing and completing the October exhibition, also a few sketches, gouaches and a single pastel painting are showcased. Of interest are the gouaches, which had been exercised in stipple technique.
Fürther Nachrichten, 1984, VOLKER DITTMAR
Menetekel mit Witz
Galerie am Theater zeigt im Oktober neue Ölbilder von karikierendem Biß
Je länger Renate Höllerer ihr überschaubares Feld beackert, desto ausgereifter werden die Produkte. Was an der künstlerischen Arbeit der Fürther Malerin beeindruckt, ist die Zielstrebigkeit und Konstanz mit der sie seit Jahren in ihrem Metier der karikierenden Zeichnung, auf dem Weg zu größtmöglicher Präzision und Prägnanz der Aussage unterwegs ist. Beredte Beispiele liefert ihre jetzige Oktoberausstellung in eigenen Räumen der Galerie am Theater.
In vielerlei Hinsicht ist diese kleine Ausstellung bemerkenswert. Wer Renate Höllerers Arbeiten von einer ihrer früheren Ausstellungen her kennt, erlebt nun eine gereifte Künstlerpersönlichkeit. Der Vorstoß in die Öltechnik hat ihr erst in jüngster Zeit neue Ausdrucksqualitäten eröffnet. Obgleich die Zielrichtung mit sozialkritischem Einschlag nach wie vor erhalten bleibt, ist die Wirkung der Bilder ungleich gewaltiger.
Fort ist der Ballast, den sie mit Radierung und Zeichnung noch mitschleppte. Befreit von Nebensächlichkeiten, kommt die Form als tragendes Element zum Durchbruch. Im Untergrund rumoren aber weiter die Zweifel am segensreichen Einfluß der Zivilisation. Im übergewichtigen Wohlstandsbürger hat Renate Höllerer ein Menetekel gefunden. Die Unförmigkeit als ästhetischer Maßstab.
Illustrative Momente, einst noch recht plakativ im Vordergrund, haben sich in den Arbeiten aus dem vergangenen Jahr verabschiedet. Dadurch verlor sie jedoch nicht an Biß, sondern gehen durch ihre sublimere Aussage noch stärker unter die Haut. Dabei ist Renate Höllerers Horror-Picture-Show fast immer in dezenten Pastelltönen gehalten. Nur bei einigen Punk-Impressionen greift sie auf ihre Farbpalette noch in die vollen.
Diese neuen Arbeiten wollen ernst genommen werden, aber nicht ohne eine gehörige Portion Humor. In der heimlichen Freude über die skurrile Hinterhältigkeit dieser Malerei liegt vielleicht ein Schlüssel zu ihrem Verständnis. So gesehen sind die Bilder im besonderen Maße kommunikativ. Sie erzählen aber nicht nur in destillierter Form von einem sehr persönlichen Menschenbild, sondern dokumentieren auch ein entwickeltes Formgefühl.
Die Harmonie im formalen Gleichmaß gibt einen anregenden Kontrast zur schrill mahnenden Aussage ab. Renate Höllerer fängt die Dekadenz der Wohlstandsgesellschaft mit der Schärfe eines Karikaturisten und der Leidenschaft eines Impressionisten ein.
Dabei ist den Arbeiten kaum anzusehen, daß mitunter zäh an ihnen gefeilt worden ist. Insbesondere um die Farbgebung hat Renate Höllerer hart gerungen. Während der Raum nur am Rande interessiert, arbeitet die Künstlerin bisweilen brillante Lichteffekte heraus. Diese Ölbilder weisen in die Zukunft. Schade, daß Renate Höllerer erst im letzten Jahr ihrer Akademiezeit zum Öl gefunden hat. Zur Ergänzung und Vollständigkeit bietet die Oktoberausstellung daneben auch einige schnelle Skizzen, Gouachen und eine einzige Pastellarbeit. Nicht uninteressant sind die in Stupstechnik ausgeführten Gouachen.