Renate Hammond
Renate Hammond

Renate Hammond

Press Archive

Fürther Nachrichten, 1983, VOLKER DITTMAR

Obese Mania

Renate Höllerer’s current exhibition in the Galerie am Theater is unsettling

 

"In satire, the contradiction between reality and ideal is made subject, as contrasted with the reality of the ideal as highest reality," has Schiller defined those ancient artistic intentions, which is expressed in exaggeration, sarcasm and irony. Satire has painter Renate Höllerer of Fürth named her now already traditional exhibition in October. She has that title well chosen and the term "cartoon" consciously avoided. In her work she wants to go deeper then the grotesque exaggeration of the cartoon alone can possible testify. For that reason the spectator also will look in vain for answers to pressing contemporary issues such as defence and the environment.

Photo: Meyer

 

Renate Höllerer’s gouaches and etchings rather more require a view that is far more subtle. There fore it’s all about the relationship between reality and categorical imperative that is according to Schiller characterising the satire. The gallery owner Höllerer, she is currently in the twelfth term at the Academy of Fine Art in Nuremberg studying, tried to get this into grip in the phenomenon of wealth. The spirit of A. Paul Weber and Georg Grosz caricatures hounds in the feisty faces of the fatties of her pictures. These lousy figures are so abominable that they sometimes seem almost ornamental. Through their involvement in scenes of everyday life - admittedly only imaginary – reality before the ideal corrective is led to absurdum

 

The artist did let guide herself in her work by the conviction that we have it, despite all the doomsday predictions about economic crisis and unemployment still “too good”. She tries to show with which narrow-mindedness the “masses” follow their low desires and self-imposed constraints. Renate Höllerer emphasised from the delicate technique of her early insect cartoons to bold statements. The works on display: a cycle of “time off”, the triptych “Joy”, beach scenes and mass gatherings, are all of her this year’s creative period. They are still marked by an interest in the human figure, which Renate Höllerer has deepend at nude-drawing courses with Professor Clemens Fischer.

 

In a way this show could mark a turning point in her artistic development, because her analysis of the welfare society and its human products, the artist deals already for a long time. Her graphical development seems to be pushed to a limit that allows no more development. Renate Höllerer sees mainly in the oil technique still room for enhancement of expression. One therefore may already look forward to her next exhibition.

 

The collection of satire provides a comprehensive overview of the aesthetic settings of one of the most prestigious artists in Fürth. There is nothing to be desired in the clarity of statement. Of course, the products were in a time-critical work such as printed magazines of Kladderadatsch or Simplizissimus better off than at the walls of an art gallery, but these magazines have become rare.

Fürther Nachrichten, 1983, VOLKER DITTMAR

 

Feister Wahnsinn

Renate Höllerers aktuelle Oktoberausstellung in der Galerie am Theater macht betroffen

 

„In der Satire wird der Widerspruch der Wirklichkeit mit dem Ideal zum Gegenstand gemacht, die Wirklichkeit als Mangel dem Ideal als höchster Realität gegenübergestellt“, definierte Schiller jene uralte künstlerische Absicht, die ihren Ausdruck in Übertreibung, Spott und Ironie findet. Satire hat die Fürther Malerin Renate Höllerer ihre nun schon traditionelle Oktoberausstellung genannt. Sie hat diesen Titel wohl mit Bedacht gewählt und die Bezeichnung „Karikaturen“ bewußt vermieden. Denn ihre Arbeiten wollen tieferes aussagen, als es mit grotesker Übersteigerung der Karikatur allein möglich ist. Aus diesem Grund wird der Besucher auch Antworten auf drängende Gegenwartsfragen wie Rüstung und Umwelt vergebens suchen.

 

Renate Höllerers Gouachen und Radierungen verlangen vielmehr eine Auseinandersetzung, die weit subtiler ist. Dabei geht es gerade um jenen Bezug zwischen Realität und kategorischem Imperativ, der nach Schiller die Satire kennzeichnet. Die Galeristin Höllerer, sie studiert derzeit im zwölften Semester an der Nürnberger Akademie, versucht ihn im Phänomen Wohlstand in den Griff zu bekommen. Der Geist von A. Paul Weber und Georg Grosz spukt aus den feisten Fratzen der Fettwänste ihrer Bilder hervor. Diese miesen Gestalten sind so abscheulich, daß sie mitunter fast ornamental wirken. Durch ihre Einbindung in Szenen des Alltags wird die Wirklichkeit vor dem – freilich nur gedachten – Korrektiv des Ideals ad absurdum geführt.

 

Die Künstlerin ließ sich bei ihrer Arbeit von der Überzeugung leiten, daß es uns trotz aller Unkenrufe über Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit immer noch „zu gut“ geht. Dabei versucht sie aufzuzeigen, mit welcher Borniertheit der „Massen“mensch seinen niedrigen Gelüsten und selbstauferlegten Zwängen folgt. Von der filigranen Technik ihrer frühen Insekten-Karikaturen hat Renate Höllerer zu betont plakativer Aussage gefunden. Die gezeigten Arbeiten: ein Zyklus „Freizeit“, das Tryptichon „Freude“, Badeszenen und Massenansammlungen, entstammen alle der Schaffensperiode dieses Jahres. Sie sind noch geprägt vom Interesse am Menschen, das Renate Höllerer in Akt-Kursen bei Prof. Fischer Clemens vertieft hat.

 

In gewisser Weise könnte diese Ausstellung einen Wendepunkt ihrer künstlerischen Entwicklung markieren. Denn die Auseinandersetzung mit der Wohlstandsgesellschaft und ihren menschlichen Produkten beschäftigt die Künstlerin bereit seit langer Zeit. Ihre graphische Entwicklung scheint an eine Grenze gestoßen zu sein, die Weiterentwicklung kaum noch zuläßt. Renate Höllerer sieht vor allem in der Öltechnik noch Raum für Ausdruckssteigerung. Man darf daher schon jetzt auf ihre nächste Ausstellung gespannt sein.

 

Die Sammlung Satire bietet einen umfassenden Überblick über die ästhaetische Einstellung einer der namhaftesten Fürther Künstlerinnen. An Klarheit der Aussage bleibt nichts zu wünschen übrig. Freilich wären die Produkte in einem zeitkritischen Druckwerk wie Kladderadatsch oder Simplizissimus besser aufgehoben als an der Wand einer Galerie, doch diese Zeitschriften sind rar geworden. Die technisch brillanten, bissigen Bild-Satiren sind montags bis freitags und samstags von 10 bis 14 Uhr zu sehen.

 

Renate Hammond

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